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Die Lust am Zeichnen

Ein Gespräch mit Zéa Schaad

von Daniel Fehr
6. April 2022

Du machst sehr viel Verschiedenes. Auf deiner Website schreibst du: «Illustrationen, Comics, Plakate, Malerei, Animationen – die Bandbreite ist gross». Wo liegt im Moment dein Schwerpunkt?

Mein Fokus liegt momentan auf der Illustration. Ich machte in den letzten fünf Jahren vor allem Auftragsarbeiten.

Mir ist deine unglaubliche Stilvielfalt aufgefallen. Diese geht von expressiven Strichzeichnungen über malerische Werke bis hin zu grafischen Bildern.

Ich probiere gerne aus. Das ist das Schöne bei meiner Arbeit. Wenn ich kann, dann lasse ich mich von dem leiten, wozu ich Lust habe. Manchmal habe ich Lust, digital zu zeichnen. Manchmal habe ich Lust, analog zu zeichnen. Ich ziele auch nicht auf einen einheitlichen Stil. Es muss schliesslich auch nicht immer alles gleich aussehen. Bei den Aufträgen hängt mein Stil aber stark von den Wünschen meiner Kunden ab – und von deren Budget.

Und bei deinen freien Arbeiten?

Hier fällt es mir auch mal schwerer, den passenden Stil für eine Arbeit zu finden. Bei einer Arbeit, die sich um Musikerinnen dreht, haderte ich lange damit. Ich wusste, was ich zeichnen will, aber nicht wie. Ich probierte viele Dinge aus, um die Power zu erreichen, die ich in meinen Bildern spüren wollte. Am Ende schaffte ich es, indem ich eine Technik verwendete, mit der ich bis dahin schon lange nicht mehr gearbeitet hatte. Ich setzte die Zeichnungen mit Kohlestift um. Diese gab dann auch den Stil vor.

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Zéa Schaad hat die Ausstellung «Bilderbücher: illustriert & inszeniert» zeichnerisch kommentiert! Hier finden Sie die entstandenen Bilder.
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Du bist auch technisch sehr vielfältig unterwegs.

Auch bei meinen technischen Mitteln experimentiere ich gerne. Wenn ich Lust habe, für ein Projekt mit Holzschnitten zu arbeiten, dann mache ich das. Wenn ich Lust auf Siebdruck habe, arbeite ich mit Siebdruck. Bei einem Auftrag für das Winterthurer Kulturmagazin «Coucou» hatte ich Lust, mit Farbstiften zu zeichnen, also habe ich das gemacht.

Gibt es bestimmte Motive oder Themen, die dich umtreiben?

Am liebsten zeichne ich Figuren und alles, was lebt. Das liegt mir. Hier muss ich mich nicht um perspektivische Korrektheit kümmern, sondern kann frei loslegen und mich von der Zeichnung leiten lassen. Thematisch interessieren mich Alltagsgeschichten, in denen man sich wiedererkennen kann. Aber auch kleine Dinge interessieren mich. Alltägliche Details, die man gerne übersieht.

Wie kommst du zu dem, was du erzählen willst?

Das ist bei mir sehr unvorhersehbar. Manchmal fliegt mir eine Idee einfach zu, obwohl ich nicht danach suchte. Und dann, wenn ich eine brauche, kommt sie nicht. Mir hilft es in solchen Fällen, etwas völlig anderes zu machen. Oder ich sehe meine Skizzenbücher durch und finde so einen Ansatzpunkt.

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Du hast ein Buch über Crêpes gemacht: «Die Welt der Crêpes». Wie entstand diese Idee?

Bei dem Buch stand weniger eine Idee am Beginn, sondern das Buch steht am Ende einer Reihe von Arbeiten, die ich für ein Restaurant gemacht habe. Von einer Crêperie bekam ich den Auftrag, jede Woche ihr Wochenmenu zu illustrieren. Das habe ich drei Jahre lang gemacht. Dabei habe ich mit der runden Form der Crêpes gespielt. Wie lässt sich diese sonst noch einsetzen? Als Hut, Badetuch, Picknickdecke, Zelt, Ersatzrad, Gesichtsmaske, Regenschirm, Frisbee oder auch als Trampolin? Aus diesen spielerischen Zeichnungen ist dann das Buch entstanden.

Du stammst aus einer Zeichner-Familie. Dein Vater, Felix Schaad, ist Comiczeichner und Cartoonist. Dein Grossvater, Hans P. Schaad, war Grafiker, Kinderbuchautor und Illustrator. Dein Ur-Grossvater, Hans Schaad, war Maler, Zeichner und Karikaturist. Was bedeutet dies für dich?

Ich finde es sehr spannend, was sie gemacht haben und machen. Inspiration war immer da. Und Unterstützung. Ich sah schon früh, dass das auch ein Beruf ist, den man ausüben kann. Es ist möglich und normal, den ganzen Tag lang zu zeichnen. Und das ist das, was ich wollte.

Ohne gross darüber nachzudenken, habe ich mich so in die Familientradition eingeschrieben und wurde Zeichnerin in der vierten Generation. Was ich aber anders gemacht habe als meine männlichen Vorgänger ist, dass ich mich nach dem gestalterischen Vorkurs für den Studiengang Animation entschieden habe. Animiert hat keiner der drei Männer.

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Ein Bild entsteht! So arbeitet Zéa Schaad
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Du hast Animation studiert, arbeitest heute aber als Illustratorin?

Ich sehe mich in der Mitte zwischen Illustration und Animation. Während des Animationsstudiums habe ich immer auch Illustrationsaufträge ausgeführt. Dass ich mich nach dem Studium als Illustratorin selbstständig gemacht habe, hat auch damit zu tun, dass dies allein einfacher geht. Das ist aber gleichzeitig anstrengend und mit ein Grund, weshalb ich mich nun wieder vermehrt bei Animationsprojekten engagiere. Es macht mir eben auch sehr Freude, Projekte im Team umzusetzen.

Wie läuft die Teamarbeit bei den Animationsprojekten ab, bei denen du bisher mitgearbeitet hast?

Wenn ich an Filmprojekten mitarbeite, können innerhalb der Produktion verschiedene Schritte sein, an denen ich mitwirke. Ich übernehme zum Beispiel das Zeichnen des Storyboards, das Design der Figuren oder ich bekomme eine Szene für einen Film, in der ich im vorgegebenen Stil die Charaktere animiere.

Du musst dir dabei also fremde Stile aneignen?

Ich finde das sehr lustvoll. Ich kann dabei sehen, wie es andere machen und dies zu meiner eigenen Zeichnungsweise in Bezug bringen. Wenn jemand zum Beispiel seinen Charakteren immer viel längere Beine gibt, als ich diese zeichnen würde, dann muss ich versuchen, dass das auch so bleibt und nicht plötzlich die Beine von Zeichnung zu Zeichnung kürzer werden.

Arbeitest du auch noch an eigenen Projekten?

Im Moment habe ich vor allem Lust, grösser zu zeichnen. Ich weiss nicht, wohin dies führt, aber die Lust ist da.

 

Im Museum
«Bilderbücher: illustriert & inszeniert»
6. März 2022 – 23. Oktober 2022 Gewerbemuseum Winterthur
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